Die Kunstschülerin der KMD Herbststrasse Zita Wallisch berichtet über ihren einjährigen Auslandsaufenthalt in Minnesota / USA.
Eineinhalb Monate bevor mein Auslandsjahr begann, habe ich erfahren, wohin es geht: nach Minnesota! Vorher wusste ich so gut wie nichts über diesen Bundesstaat – und genau das macht es so besonders. An einen Ort zu ziehen, den man nicht kennt und der mit der Zeit dennoch wie ein zweites Zuhause wird. Bereits eine Woche nach meiner Ankunft in den USA war Weihnachten – das erste Mal, dass ich nicht am 24., sondern am Morgen des 25. gefeiert habe. Meine Gasteltern sind sehr herzliche Menschen, die mich gleich von Anfang an in die Familie und in alle Aktivitäten und Alltagstraditionen eingebunden haben. Ich schätze sehr, wie offen und liebevoll sie mich unterstützen. Meine Gastschwester kommt aus Spanien und ist in meinem Alter. Dazu habe ich zwei ältere Gastgeschwister, die nicht mehr bei uns wohnen, aber oft am Wochenende zu Besuch kommen. Unsere Familie besteht außerdem aus zwei Hunden, vier Kühen und drei Katzen.
Im März ist meine Gastfamilie gemeinsam auf Urlaub gefahren: zuerst nach Miami, dann mit einem Kreuzfahrtschiff in die Dominikanische Republik und auf die Bahamas. Der Blick vom Schiff aufs offene Meer war wunderschön – wie in einem Film. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, würde ich so eine Reise sehr gerne wiederholen.
Auch wenn ich inzwischen weiß, dass ich ein Stadtmensch bin, genieße ich das völlige Gegenteil hier. Mein Wohnort heißt Slayton und liegt im Südwesten von Minnesota. Er hat rund 2.000 Einwohner – hier kennt jede*r jede*n. Ich wohne etwa zehn Minuten außerhalb des Ortes und fahre jeden Morgen mit dem Schulbus zur Schule. Dort habe ich Fächer wie American History, Writing Applications, Interior Design, Chemistry und Wood. Man wählt die Fächer selbst und besucht diese mit jeweils anderen Mitschüler*innen.
Meine Lieblingsjahreszeit ist der Sommer, und obwohl es in Wien auch kalt werden kann, habe ich hier den bisher kältesten Winter meines Lebens erlebt. Im Jänner hatte es täglich rund -15 Grad, manchmal sogar -20! Mittlerweile wird es zum Glück wärmer, und der vierte Quarter des Schuljahres hat gerade begonnen – mit ihm auch die Frühlingssaison im Schulsport. Ich bin Teil des Track-Teams. Wir trainieren täglich am Nachmittag eine Stunde und fahren zu Track Meets bei anderen Schulen.
Ich konnte Cheerleading ausprobieren, außerdem habe ich mir jede Woche die Basketball spiele des Boys oder Girls Squads angeschaut. Der High-School-Spirit hier ist wirklich besonders. Es gibt immer wieder Motto -Wochen an der Schule, zum Beispiel vor dem Winter Formal Ball, bei dem wir alle schöne Kleider getragen haben.
Letztes Wochenende hatte meine High School Prom, den besonders wichtigen Abschlussball. Es war mein bisher schönster Abend meines Auslandssemesters. Schon beim Fertigmachen am Nachmittag waren ich und meine Gastschwester gut gelaunt aber gleichzeitig sehr aufgeregt. Am Nachmittag wurden wir beide von unseren Prom Dates abgeholt und haben uns auf den Weg gemacht, um gemeinsam mit allen Juniors und Seniors der Schule Fotos zu machen. Besonders schön war der Grand March, bei dem jedes Prom-Paar sich präsentiund der Dance nach dem Abendessen. Auch der After-Prom war toll, es war ein Abend, den ich nicht vergessen werde.
Die ersten Wochen meines Auslandsjahres waren allerdings auch immer wieder geprägt vom Kulturschock. Es gab viele Dinge, an die man sich gewöhnen und erst lernen muss, sie zu lieben. Die Supermärkte hier sind riesig, die Natur sieht auch anders aus, es gibt unzählige Felder und kaum größere Orte. Die nächste große Stadt ist Sioux Falls in South Dakota, etwa eine Stunde und 15 Minuten entfernt.
Manche Dinge gefallen einem zu Hause besser, aber egal wie es ist, ich freue mich, alles erleben zu dürfen. Ich habe jetzt noch etwa drei Wochen hier in den USA. Ich bin unglaublich dankbar, dass ich diese Erfahrung machen darf – so viele neue Eindrücke, Menschen und Erlebnisse. Diese Woche habe ich schon mein letztes Track Meet. Ich habe die neue Erfahrung sehr genossen und bin froh, dass ich diesen Sport ausprobiert habe.
Wenn es sich noch ergibt, würde ich gerne noch einmal fischen gehen. Minnesota ist schließlich der Bundesstaat der 10.000 Seen. Im Winter war ich bereits beim Eisfischen am gefrorenen See. Mein Gastbruder hat ein Ice House ähnlich einem Wohnwagen, in dem man sogar übernachten kann, wenn man möchte.
Jede*r, die / der die Möglichkeit hat, ein Auslandsjahr zu machen, sollte diese Chance unbedingt nutzen. Man begegnet so vielen herzlichen Menschen, erlebt den Alltag aus einer völlig neuen Perspektive und sammelt Erinnerungen, die für immer bleiben. Ich bin sehr dankbar, dass ich hier sein darf.